Aras schrieb am 12.01.2014 um 09:47:01:Ich denke das stärkste Argument hat Reinhard geliefert. In Tanger kann man Homosexualität ausleben. D.h. Du musst garnicht nach Deutschland um Asyl zu erwerben sondern kannst nach Tanger umziehen und dort so leben wie du willst.
Es soll ja sehr konservative Orte in Deutschland geben wo Homosexuelle ausgegrenzt werden. Die betroffenen ziehen dann z.B. nach Köln.
Verbotener Alkoholkonsum selbst ist kein Asylgrund. Auch nicht für Alkoholiker. Vergleichbar mit Cannabis. Wenn man kiffen möchte tut man das versteckt oder geht in die Niederlande. Wird man erwischt dann kriegt man auch eine Strafe.
Ihr scheint die ganze Sache ganz leicht zu entnehmen.
So,deshalb werde ich jetzt schreiben,was ich eigentlich auf einem Portal vermeide. Denn ich habe angst,dass Familienagehörige oder Freunde (die auch ab und zu dieses Portal benutzen,meine Beiträge lesen können).
Ich bin ganz konkret. Ob ihr euch es vorstellen könnt.Das weiss ich nicht und will ich auch nicht bestreiten.
2000 sind wir also nach Marokko ausgereist. Anfangs war eigentlich alles ok. Auch als ich wusste und merkte,dass mein Vater zurück ging und uns alleine lies. Ich bin also ohne Vater aufgewachsen. Damals war ich 10.
Anfangs wie gesagt war es ok. Ich musste in die Schule und habe das Leben in Marokko kennen gelernt.
Wir hatten Nachbarn mit denen ich klar kam. Obwohl ich damals noch kein Arabisch kannte (ausser Berberisch) ich durfte zu meine Nachbarn und mit den kleinen Nintendo spielen. Immer nach der Schule. Der Junge hatte einen Bruder
(28) damals. Er hatte immer hinter uns gesessen während wir spielten. Er hatte seine Hand immer hinten gesteckt und mich dort gestreichelt... ich hatte es damals als nicht belästigend empfunden... eines Tages nach der Schule klingelte ich. Der Bruder öffnete und sagte komm rein. ich dachte mein Freund wäre drin. Naja er sagte warte doch im Zimmer.Er wird gleich kommen. Ich durfte Nintendo spielen...nach einer weile hat er die Türe geschlossen und kam rein und hat das Fernsehr ausgeschaltet und machte sein ding. Ich weinte..er sagte ich sollte es keinem sagen sonst dürfte ich nicht mehr mit meinem Freund spielen und er würde mir was schlimmes antun.
Ich habe es lange unterdrückt und er hat es noch einmal gemacht. Dann ging ich nicht mehr zu ihnen. Habe es aber keinem erzählt.Ich weiss auch nicht warum. Da ich nur mit weibliche Geschwister aufgewachsen bin und mit diesem Vorfall entwickelte sich vielleicht die Homosexualität. Ich weiss nicht ob es so stimmt.
Als ich dann älter wurde und mich die ganze Sache quälte und noch familiäre Probleme dazu.Erkrankte ich 2005 an Annemie und Magengeschwüre.Ich musste lange behandelt werden.
Meine Mutter wusste nicht woher ich das ganze Stress habe. Keiner wusste was los war (bis heute).
Mit 19 hatte ich meine erstes mal mit einem Mann den ich kennen gelernt habe. Wir sind beste Freunde geworden.Wir hatten sex aber nur in verschiedene Orte. Auch am Strand abends. Er war viel älter als ich. Eines Tages wurden wird erwischt in einem etwas verlassenem Ort. Kein Sex aber wir haben uns geküsst usw. Die Polizei kam und hat uns festgenommen. Mein Freund hat ihnen daraufhin 300 dh (30 euro) gegeben und sie haben uns gehen lassen.
Meine anderen Freunde wusste nicht,dass ich Homosexuell war/bin. Und weil ich weder Fussball mochte und noch nie eine Freundin hatte und ich meistens mit meinem Freund unterwegs war,hatten sie den Verdacht,dass da was nicht stimmt. Doch ich wurde nie darauf angesprochen.
Alles lief gut. Dieser Freund hat mir eigentlich die Suizidgedanken,die ich mit 17 Jahren schon hatte ,irgendwie weggehen lassen.
2011 gingen wir dann zu einem Appartement.Es gehörte seine Eltern und er hat dort seine Wohnung. Die Nachbarn wussten,dass er Homosexuell war.Ich wusste das aber nicht. Wir haben Bierflaschen heimlich gekauft (mit Schmiergeld) sonst bekommt man es nicht. Wir haben zusammen gekocht gegessen und getrunken. Die Nachbarn (bekannt in Marokko,dass die jeden beobachten) haben uns verpetzt und haben die Polizei angerufen. Es klopften 3 Männer in Zivilkleidung. Der Verdacht kam daraus,dass ich noch mit Boxershort dort lag. Und weil wir alleine waren. Sie kamen rein haben die ganze Zeit beschimpft usw... wir gingen mit ihnen ,das mussten wir. Es war abends und keiner sah uns eigentlich. Zumal sie mit Zivilklamotten und Zivilauto kamen.
In der Polizeistation haben sie uns einzeln hinter Gittern gesteckt (in Marokko gibt es kein,ich möchte einen Anwalt) was dort passiert ist,werde ich nie in meinem Leben vergessen. Sie haben Coca-Cola Flaschen gebracht und zwangen mich drauf zu sitzen .... sie spukten auf mich und verschimpften die ganze zeit und nannten mich "[**zensiert**]" zumal ich stark meine Augenbraue zupfe. Nach der ganzen Misshanlungen haben die mich frei gelassen und sagten " jetzt geh uns Anklagen" und wenn wir euch noch einmal erwischen wird es noch schlimmer- ihr seid eine Schande und gehört ins Scheiterhaufen. Der Mann sah meinen Ausweis an und sah dabei,dass ich Deutschland als Geburtsort habe. Und sagte " du hast Glück dass Hitler schon gestorben ist,sonst hätte er dich schon längst getötet (..) so einen bräuchten wir in Marokko.
Mein Freund wurde freigelassen,weil er dort einen Polizisten kennt. Er weigerte sich aber mich frei zu lassen. Weil er meinte,dass er sich nicht einmischen durfte. Mein Freund hat daraufhin ein Visum für Belgium beantragt und lebt heute dort "illegal".
Ich bin daraufhin noch kranker geworden. Mein grösster Fehler war,dass ich keinem was erzählt habe. Ich war bei einem Rechtsanwalt. Er meinte,wir können da nichts machen,weil es nur Behauptungen sind und es keine Rechtsmässige Festnahme gab,was eingetragen wurde.
Ich tritt dann immer wieder mit der deutschen Botschaft in Kontakt und bat um Hilfe. Doch ich hatte kein Recht auf wiederkehr bzw. konnte keinen Visum beantragen,da ich die Voraussetzungen nicht erfüllt habe. Daraufhin habe ich einen Visum für Nederlande beantragt,mit hilfe meines Cousins. Wurde abgelehnt und sie baten mich bei der deutschen Botschaft den Antrag zu stellen,da ich in Deutschland geboren bin.
Ich hatte keinen Zuflucht mehr. Ich traute mich kaum raus. Es gab Gerüchte über mich bzw. man hat über mich gesprochen,weil es wie auch immer weiter erzählt wurde. Ende 2011 versuchte ich dann auch Suizid. Zumal mein Freund nicht mehr da war und ich nicht mehr weiter konnte. Ich konnte nicht weiter leben und mich umstellen als wäre alles gut und ich bin Hetero und werde bald Heiraten und Kinder bekommen,weil die ganze Familie dies auch erwartet.... ich wurde aber gerettet und somit scheiterte ich. Ich wollte aber nicht wirklich sterben,ich wollte nur die Aufmerksamkeit und ich wünschte mir einfach nur,dass sich von heute auf morgen alles verändert und das ganze nicht geschah...meine Würde war zerbrochen und die Schmerzen habe ich immer noch und trage sie ins Grab. Sogar bei der Psychologin (Ich wollte unbedingt eine Frau) konnte ich anfangs nicht alles in Detail erzählen,zumal es weh tat und ich mich nicht traute und die Gedanken wieder hoch kommen.
So und dies ist die Geschichte. Hier in Deutschland wissen alle,dass ich Homosexuell bin. Freunde bzw. Nachbarn und respektieren es und ich werde weder Blöd angeguckt und noch muss ich angst haben,dass mich jemand fest nimmt und mir weh tut. Ich weiss nicht ob ich das ganze hier reinschreiben darf. Aber ich habe es einfach Satt,dass man ständig alle als "Lügner" abstempelt und denkt " der möchte doch nur hier leben" das einzige was ich in Deutschland gut nutzen kann. Ist der Schutz und die Freiheit so zu leben wie ich will und ich muss mich auch nicht umstellen,damit es dem Staat und die Bürger gut geht.
Hier wissen viele nicht wie es in arabischen Länder abgeht,wenn man heimlich festgenommen wird. Man weiss nicht wie man behandelt wird. Gut behandelt wird man,falls es ein öffentliches Gerichtsverfahren gibt. Da kann dich nämlich in deiner Haft keiner was tun.Denn man hat ein Recht auf einen Anwalt,der dich ab und zu mal besucht. Ich hoffe ihr versteht es ,wie es einem geht,der das ganze durchmachen musste. Ich habe das noch keinem so detailliert erzählt.